Die Praxis für Kleintiere und landwirtschaftliche Nutztiere

Reisekrankheiten

Reisekrankheiten

In der Urlaubszeit sind Reisen in Länder mit tropischem und subtropischem Klima ein beliebtes Ziel. Und natürlich darf der vierbeinige Freund nicht fehlen. Allerdings ist dem Tierbesitzer oft nicht klar, dass im Ausland gewisse „Gefahren“ lauern, die zu schweren Erkrankungen führen können. Diese Erkrankungen werden durch Sandfliegen, Stechmücken und Zecken übertragen. Daher ist es uns wichtig, dass Sie über diese Erkrankungen aufgeklärt werden und erfahren, welche prophylaktischen Maßnahmen angewendet werden sollten.

Herzwurmerkrankung- Dirofilariose

Der Erreger ist Dirofilaria immitis, auch Herzwurm genannt. Die Übertragung erfolgt durch verschiedene Stechmücken. Die geographische Verbreitung dieser Parasiten erstreckt sich vom gesamten Mittelmeerraum über Frankreich bis in die Südschweiz.

Diese Erkrankung kann erst ein halbes Jahr nach erfolgter Infektion nachgewiesen werden.

Klinische Symptome:

Betroffen sind v.a Lunge, Herz und Nieren. Die Symptome sind abhängig von Anzahl und Lokalisation der erwachsenen Herzwürmer.

Das Krankheitsbild reicht von chronischem Husten, Gewichts- und Konditionsverlust, Atemnot nach Anstrengung, Haarkleidveränderungen, Blutarmut, über Tachykardie, Tachypnoe, Lebervergrößerung und Nierenfunktionsstörungen. Absterbende Parasiten und entzündliche Veränderungen können sogar zur Thrombose führen.

Hautwurmerkrankung

Erreger ist hier Dirofilaria repens, ein Wurm, der im Unterhautfettgewebe lebt, auch hier erfolgt die Übertragung durch Stechmücken. Das Vorkommen der Parasiten erstreckt sich über den gesamten Mittelmeerraum, Portugal, Kanaren, den Balkan und Ukraine.

Klinische Symptome:

Wie beim Herzwurm sind auch hier Anzahl und Lokalisation des Wurmes bestimmend für das Erscheinungsbild. Oft kommt es zu schmerzlosen Knoten in der Unterhaut, die vorübergehend auftreten (Würmer wandern). Auch juckende Hautreaktionen sind keine Seltenheit. Für beide Erkrankungen gibt es diagnostische und therapeutische Möglichkeiten, aber damit es gar nicht so weit kommt, sollte man am besten vorher die nötige Prophylaxe betreiben, in diesem Fall mit einem Präparat, welches den Stechmückenbefall verhindert.

Babesiose

Ursache der Erkrankung sind  meist die Erreger Babesia canis und Babesia vogeli. Es handelt sich um Einzeller, die in den roten Blutkörperchen parasitieren. Verbreitung finden die Erreger im gesamten mediterranen Raum, Nordafrika, Frankreich, Portugal, Polen, Ungarn und auch Deutschland. Übertragen werden die Babesien durch die braune Hundezecke und die Auwaldzecke.

Klinische Symptome:

Nach einer Inkubationszeit von 5-28 Tagen hat das Tier im akuten Stadium hohes Fieber (bis zu 42°C). Durch intravaskuläre Hämolyse kommt es zu Schwäche, Blutarmut, rot-grünen oder braunen Harn, Bewegungsstörungen oder Lahmheiten. Man muss in diesem Stadium mit häufigen Todesfällen rechnen. Im chronischen Verlauf hat das Tier Fieberschübe, Gelbsucht, Leber- und Milzvergrößerungen, aber auch Entzündungen am Auge oder Netzhautablösungen sind möglich. Auch hier werden zur Prophylaxe Präparate eingesetzt, die den Befall des Tieres mit Zecken verhindern sollen

Leishmaniose

Leishmania infantum ist ein Einzeller, der sich im retikuloendotheliealem System (RES) vermehrt. Das RES ist eine Einheit mehrerer Zellarten in lymphatischen Organen (Milz, Knochenmark, Thymus, Lymphknoten), die zur Beseitigung von Krankheitserregern zuständig sind.

Leishmanien sind weltweit verbreitet, v.a. in Afrika, Asien, Südeuropa, Zentral- und Südamerika. Die Infektion mit dem Erreger erfolgt durch die Sandmücke.

Klinische Symptome:

In den meisten Fällen treten Hautveränderungen ohne Juckreiz auf, wie Haarverlust, Schuppen, Krusten, oft im Augenbereich, was zur sogenannten „brillenbildung“ führt, an Ohren und der Nase. Diese Veränderungen können sich auf Hals und Gliedmaßen ausbreiten. Auch können Lymphknotenschwellungen, ein schmerzhafter Bauch, Fieber, Gewichtsverlust oder Lahmheiten aufgrund einer Gelenksentzündung, sowie eine Niereninsuffizienz entstehen. Ist ein Tier einmal erkrankt, muss man mit einer lebenslangen Therapie rechnen.

Daher auch hier: Vorsicht ist besser als Nachsicht.

Zur Prophylaxe eignen sich Präparate mit Permetrin-Imidacloprid (Advantix, Esxpot). Auch mit Deltamethrin imprägnierte Halsbänder, wie Scalibor, sind empfehlenswert. Allerdings sollten diese 2 Wochen vor Reiseantritt angelegt werden.

Ebenso gibt es eine Impfung. Die Tiere sollten aber vor der Impfung auf Leishmaniose getestet werden. Die Impfung kann ab dem 6. Lebensmonat erfolgen. Für einen ausreichenden Schutz muss die Impfung dreimal im Abstand von 3 Wochen erfolgen und dann jährlich aufgefrischt werden.

REISEKRANKHEITEN – EIN APPELL AN SIE!

Wie sich in unserer Praxis gezeigt hat, sind „ Reisekrankheiten“ ein Thema und sollten ernst genommen werden. Nicht nur im Hinblick auf Ihre Auslandsaufenthalte und  Urlaube  mit Ihrem Vierbeiner , sondern vor allem auch Hunde , die über Tierschutzorganisationen nach Deutschland kommen.

Wobei man hier kurz anmerken muss: es wäre schon ein großer Schritt, wenn gerade Tierschutzorganisationen, die Hunde aus dem Ausland vermitteln, diese Problematik von Anfang an thematisieren. Wir wollen nicht alle über einen Kamm scheren, aber wir stellen in unserer Praxis fest, dass bei einigen Vereinen der Begriff „ Reisekrankheiten“ gar nicht erst in den Mund genommen wird. Das finde ich den neuen Besitzern gegenüber etwas unfair.

Aber das ist ein anderes Thema, was heute nicht weiter erörtert werden will. Daher zurück zu unserem eigentlichen Grund  dieses Artikels.

Wir wollen Sie, liebe Tierbesitzer, und natürlich auch unsere Kollegen für diese Problematik sensibilisieren. Der folgende Fall zeigt diese für beide Seiten.

Vor einem Jahr kam Sammy, ein Münsterländer-Mix, in unsere Praxis, angemeldet aufgrund einer Lahmheit. Sammy zeigte tatsächlich eine deutliche Lahmheit vorne, wobei dieses Symptom nicht meinen Augenmerk auf sich zog. Sammy war sehr dünn und hatte hochgradige Hautveränderungen (Schuppenbildung, Krusten, haarlose Stellen u.a. sogenannte  Brillenbildung um die Augen und  Entzündungen der Augenlider), die schon ein dreiviertel  Jahr bestanden.

Im Laufe des Gesprächs stellte sich heraus, dass Sammy aus Spanien kam und wegen der Hautgeschichte bereits drei Tierärzte konsultiert wurden ohne dass sich ein Therapieerfolg einstellte. Beim Stichwort „Ausland“  wurden wir sehr hellhörig und es führte uns direkt zu der Frage, ob Sammy denn auf Reisekrankheiten untersucht wurde.  Die Besitzer verneinten und waren auch etwas irritiert, denn davon hatten Sie bisher noch nie etwas gehört.  Daraufhin klärten wir die Besitzer diesbezüglich auf und leiteten bei Sammy eine Blutuntersuchung ein, da der Symptomenkomplex,  die Anamnese und auch die Lahmheit offensichtlich für eine Leishmaniose sprachen.

Das Ergebnis der Blutuntersuchung bestätigte unseren Verdacht. Sammy hatte stark erhöhte Leishmanien-Antikörper und leider auch schon schwere Veränderungen des  Blutbilds ( Anämie) und der Organe (Nierenwerterhöhung).

Damit kommen wir zur Therapie dieser Erkrankung.:

Hier geht es nicht allein um den Erfolg, sondern natürlich auch um die Kosten, die mit einer Behandlung einhergehen. Bei dieser Erkrankung kann die Therapie kostenintensiv werden. Und um es gleich vorwegzunehmen, die Leishmanien im Körper des Tieres können nie komplett eliminiert werden. Man kann die Erkrankung, sofern rechtzeitig erkannt, gut behandeln und dauerhaft in den Griff bekommen, aber es kommt nie zu einer Erregerfreiheit. Das erkrankte Tier muss lebenslang Medikamente bekommen und es müssen regelmäßige Blutkontrollen durchgeführt werden.

Doch alt werden kann das Tier auch mit dieser Krankheit.

Bei unserem Sammy hat die Therapie erstmal super angeschlagen. Die Hautveränderungen verschwanden, er nahm an Gewicht zu und das Blutbild, inklusive der Nierenwerte verbesserten sich.  Weil aber eine Erhöhung der Nierenwerte  bereits eine starke irreversible Schädigung der Niere bedeutet,  war in diesem Fall Sammys  Prognose sehr vorsichtig.

Da er sich aber gut erholte, haben wir stark zu hoffen gewagt. Und er war auch ein dreiviertel Jahr sichtbar ein gesunder Hund.  Doch nicht alles währt lang, LEIDER. Im Mai mussten wir Sammy aufgrund von seinem Nierenversagen erlösen.

Wir hätten Dir mehr Zeit gewünscht, Du süßer Mann.

Rechtzeitig erkannt, hätte Sammy möglicherweise alt werden können. Aber in Sammys Fall hatten diese fiesen Leishmanien schon zu irreversiblen Organschaden geführt. Wir möchten hier niemand einen Vorwurf machen, auch uns passieren Fehler oder es wird etwas übersehen, nur für die Zukunft wollen wir beide Seiten, Tierarzt und  Besitzer sensibilisieren.

Damit der nächste „ Sammy“ länger leben darf!

Ihre Cleo Miller und Team

Ehrlichiose

Bei Ehrlichia canis handelt es sich um ein Bakterium, das in den Zellen des Blutsystems parasitiert. Die braune Hundezecke ist Überträger der Ehrlichiose. Die Verbreitung der Krankheit erstreckt sich ab Zentralfrankreich nach Süden in alle europäische Mittelmeerländer.

Klinische Symptome:

nach 1-3 Wochen beginnt das akute Stadium, allerdings ohne krankheitsspezifische Symptome. Das erkrankte Tier ist schlapp, zeigt Fieber und evtl. eine Lymphknotenschwellung, Erbrechen, Atemnot und neigt zu Blutungen.

Nach der akuten Phase gibt es mehrere Verlaufsformen. Zum einen ist es möglich, dass der Errreger eliminiert wird oder das Tier die Infektion ohne weitere Krankheitssymptome oder chronisch durchläuft. Beim chronischen Verlauf kommt es zu Blutungsneigungen an der Haut und Schleimhaut aufgrund einer Verarmung an Blutplättchen. Ebenso sind Nasenbluten, neurologische Ausfälle, Gewichtsverlust oder das Ausscheiden von Blut mit dem Urin oder Kot mögliche Krankheitsanzeichen.

Auch bei dieser Krankheit ist der beste Schutz eine ausreichende, wirksame Zeckenprophylaxe mit permethrinhaltigen Medikamenten, die den Befall des Tieres mit Zecken verhindern.